Aktuelles

16.11.2016

Hessischer Tierschutzforschungspreis verliehen


Innovative Beiträge sind gut für Forschung und Tierschutz
Zwei Preisträger erhalten den Hessischen Tierschutzforschungspreis von Staatssekretärin Dr. Beatrix Tappeser


"Tierschutz ist der hessischen Landesregierung ein wichtiges Anliegen. Dies gilt sowohl für Heimtiere, Nutztiere und ebenfalls für Versuchstiere. Bei den Versuchstieren machen wir uns dafür stark, dass die Zahl der in Forschung und Lehre eingesetzten Versuchstiere und ihre Belastung soweit wie möglich verringert wird. Noch besser ist es natürlich, wenn man durch alternative Methoden ganz auf Tierversuche verzichten kann", erklärte Staatssekretärin Dr. Beatrix Tappeser bei der Verleihung des Tierschutzforschungspreises in Wiesbaden.

Um dieses Ziel zu erreichen wurden an den Universitäten in Gießen und Frankfurt Stiftungsprofessuren für sogenannte "3R-Verfahren" (Replace – Ersatz von Tierversuchen, Reduce – Verringerung der Anzahl eingesetzter Tiere, Refine – Verminderung von Schmerzen und Leiden) eingerichtet. Diese Professuren werden voraussichtlich im kommenden Jahr besetzt werden. "Hessen ist ein bedeutender Forschungsstandort mit Universitäten, weltweit bedeutenden Pharmafirmen und außeruniversitären Institutionen. Wir sind uns dieser besonderen Verantwortung gegenüber den Tieren bewusst und wollen – wo immer es möglich ist – die Zahl der Versuche reduzieren", betonte Staatssekretärin Dr. Tappeser. "Dabei dürfen wir uns auch vor weitergehenden Fragen nicht scheuen. In wie weit ist es noch zeitgemäß mit einer Methode zu arbeiten, die nie validiert wurde? Verhindern Tierversuche nicht auch neue innovative Methoden? Moderne Wissenschaft muss sich selbst auch hinterfragen", so Dr. Tappeser weiter.

Der Hessische Tierschutzforschungspreis wird schon seit über zehn Jahren verliehen und ist mit 14.000 Euro dotiert. Die diesjährige Auszeichnung geht an zwei Preisträger. Beide Projekte tragen zur Vermeidung, Reduktion und zum Ersatz von Tierversuchen bei.

Die Preisträger und ihre Forschungsprojekte

Dr. Christina Spohr hat mit ihrer Arbeit für die Etablierung einer 3R-Alternativmethode für die Chargenprüfung von bovinem Tuberkulin im Meerschweinchenmodell gesorgt. Ihr Ziel war es den gesetzlich vorgeschriebenen, aber stark belastenden Tierversuch zur Wirksamkeitsprüfung von Tuberkulinen unter Verwendung moderner immunologischer Methoden zu verbessern. Das erarbeitete Modell ermöglicht die Durchführung der Prüfung mit wesentlich weniger Tieren. Die Methode kommt ohne die bisher notwendige Hautinfektion aus, so dass die Belastung und das Leiden wesentlich gesenkt werden kann. Aus wissenschaftlicher Sicht könnte diese Methode den bestehenden, gesetzlich vorgeschriebenen Tierversuch ablösen.

Dr. Rüdiger Hack wird, stellvertretend für sein Team, für den in vitro Zellkultur-Test ausgezeichnet, der als Alternative zum Kaninchen-Versuch zur Qualitätskontrolle des Wirkstoffes Insulin Glargin entwickelt wurde. Der Test basiert auf der Aktivierung des menschlichen Insulinrezeptors durch Insuline. Er wurde nach den Vorgaben des amerikanischen Arzneibuchs validiert und die Ergebnisse mit denen aus dem Tierversuch verglichen. Es zeigte sich, dass sich die Ergebnisse der beiden Verfahren in nichts nachstehen. Außerdem wurde ein neues Zellkulturlabor für die Freigabe von Insulinglargin-Wirkstoff Chargen im Routinebetrieb aufgebaut. Damit kommt die Wirkstoff-Freigabe von Insulinen gänzlich ohne den Einsatz von Tieren aus.

"Ich gratuliere den beiden Preisträgern sehr herzlich und freue mich, dass Sie mit ihrer Forschungsarbeit zur Vermeidung, Verringerung und zum Ersatz von Tierversuchen beigetragen haben", so die Staatssekretärin abschließend. Quelle:
Pressemitteilung des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vom 16.11.2016